Politikorange: Interview with Abdulaziz Ramadan | Hass Überwinden

Interview with Abdulaziz Ramadan by Susanne Zimnoch for Politiorange Media. Photo credit: Franziska Gaube

 

HASS ÜBERWINDEN

Viele Helfer*innen unterstützen Geflüchtete, einen Weg in ein neues Leben in einem sicheren Land zu finden. Daneben gibt es auch Aktivist*innen, die sich friedlich für eine Verbesserung der Zustände in den Heimatländern Geflüchteter einsetzen – die Union kurdischer Studierender in Syrien und Deutschland (UKSSD) zum Beispiel.

Eine eigene Stimme

Ursprünglich entstand die UKSSD in Syrien und besteht seit 2014 in Leipzig. Mitbegründer ist der 29-jährige Abdulaziz Ramadan. „Da sich die ganzen Medien auf den IS und das Militär fokussieren, hat niemand mehr über die zivile Gesellschaft gesprochen – deswegen wurde die UKSSD gegründet“, so Ramadan. Das internationale Netzwerk will eine breite Öffentlichkeit erreichen und so Raum für die Stimmen der Jugend und der Zivilbevölkerung bieten.

Durch den Standort in Deutschland wurde zudem eine Partnerschaft mit den Vereinten Nationen möglich. Dies helfe dabei, die Unabhängigkeit des Vereins gegenüber der vielen Parteien in Syrien zu bewahren und schütze ihre Mitglieder. In Deutschland bringt die UKSSD junge Syrer*innen und Deutsche zusammen, die sich bei der Organisation von Veranstaltungen, wie den kurdischen Filmtagen, kennen lernen. Durch das Sammeln von Spenden, die Vernetzung und die Erhöhung der Aufmerksamkeit wird die Arbeit der UKSSD in Syrien unterstützt: Seit 2012 wurden drei Anlaufstellen im Norden Syriens aufgebaut. Inhaltlich arbeiten die Häuser in verschiedensten Bereichen, unter anderem im Kinderschutz und der Geschlechtergleichheit.

Rojava

Das Gebiet, in dem sich die Gemeinschafts- und Bildungszentren befinden, liegt im Norden Syriens, an der Grenze zur Türkei. In der hauptsächlich von Kurd*innen bewohnten Region Rojava, zu deutsch Westkurdistan, wurde 2014 eine Selbstverwaltung und Mitte März 2016 eine Föderation ausgerufen. Die Verwaltung basiert auf einem selbst gegebenen Gesellschaftsvertrag, der die Grundlage für den Aufbau einer demokratischen und föderativen Gesellschaft bieten soll. Zum Thema Flucht wird in Artikel 37 festgeschrieben: „JedeR hat das Recht auf politisches Asyl. KeineR, die/der Asyl beantragt, darf gegen ihren/seinen Willen abgeschoben werden.“

 

Abdulaziz Ramadan. Foto: Franziska Gaube.

Laut des kurdischen Zentrums für Öffentlichkeitsarbeit, welches sich auf Angaben des Büros für Humanitäre Hilfe der Demokratisch-Autonomen Verwaltung von Rojava beruft, seien seit Beginn des Krieges um die 800.000 Menschen nach Rojava geflohen. Das syrische Militär zog sich 2012 aus dem Gebiet zurück, um sich in dem andauernden Konflikt auf andere Regionen in Syrien zu fokussieren. Die kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) ist stärkste Kraft der autonomen Verwaltung und kontrolliert seitdem die Region mithilfe der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG).

Die autonome Verwaltung wird aber auch kritisiert: Berichte von Amnesty International und Human Rights Watch werfen der Kurdenmiliz schwerwiegende Verstöße gegen die Menschenrechte vor, unter anderem die Vertreibung nicht-kurdischer Bewohner*innen.

Stärkung der zivilen Bevölkerung

Die UKSSD bemüht sich, die Situation der Zivilbevölkerung in Rojava zu verbessern. Abdulaziz Ramadan erklärt, dass die Wirtschaft stagniere und der frühere rege Austausch der Region mit der Türkei durch die geschlossenen Grenzen verhindert werde. Generell sei es jedoch schwierig zu wissen, wie die Situation vor Ort ist. Für diejenigen, die bleiben, gebe es wenig Perspektiven und Möglichkeiten zur Gestaltung des Alltags. Genau hier setzt die UKSSD an: Die Zielgruppe der Einrichtungen vor Ort seien nicht nur die Einheimischen, sondern zu mindestens 50 Prozent Zugezogene aus anderen Teilen Syriens, so Ramadan weiter. Die Anlaufstellen böten einen sicheren Ort, in dem Austausch, Aufklärung, Bildung und Soziales gefördert und vor allem Kinder und Jugendliche angesprochen würden. Dadurch solle auch die Migration junger Menschen aus Syrien in andere Länder verhindert werden.

Denn damit sich eine Gesellschaft sozial weiterentwickeln kann, könne man nicht nur auf politischen Strategien aufbauen. „Wir brauchen die Jugend“, sagt Abdulaziz Ramadan, denn sie seien es, die den Hass und Nationalismus der Alten überwinden können.

*All rights of this article are reserved for Susanne Zimnoch – Politikorange

Founder and CEO at DOZ International

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